Kaleidoskop „Gemeinwohl als Kern des Purpose“
Timo Meynhardt, der deutsche Betriebswirt, Psychologe und Gemeinwohl-Experte, spricht zu uns über Gemeinwohl und über die Frage nach dem Gemeinwohlbeitrag von Organisationen und was das mit dem Unternehmenspurpose zu tun hat.
Inhalt
Die Gemeinwohlfrage als Führungsfrage – Timo Meynhardt erforscht „Gemeinwohl“ mit Fokus auf dessen Bedeutung für unser Wirtschaftsverständnis. Für ihn ist das der Nährboden, den Einzelpersonen oder Gruppen brauchen, um sich zu entwickeln.
Er blickt mit uns auf den Public Value, wie anhand wertphilosophischer, psychologischer und soziologischer Theorien die gesellschaftliche Wertschöpfung einer Organisation konzeptionell erfasst und empirisch untersucht werden kann. Damit versucht Meynhardt, die Frage nach dem Gemeinwohlbeitrag von Organisationen zu beantworten.
Unser Vortragender
Timo Meynhardt ist Psychologe und Betriebswirt. Er ist Managing Director des Center for Leadership and Values in Society an der Universität St. Gallen. Seit Oktober 2015 ist Timo Meynhardt Inhaber des Arend Oetker-Lehrstuhls für Wirtschaftspsychologie und Führung an der Graduate School of Management der privaten Handelsschule Leipzig. Er ist Herausgeber des GemeinwohlAtlas Deutschland und des GemeinwohlAtlas Schweiz. Zudem ist er Mitentwickler des Leipziger Führungsmodells.
Er studierte Psychologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der Oxford Brookes University (bei Michael Argyle) und in Peking. 2003 wurde er an der Universität St. Gallen zum Dr. oec. promoviert. 2013 habilitierte er sich an ebendieser Universität mit der Venia Legendi für Betriebswirtschaftslehre mit besonderer Berücksichtigung des Organisations- und Personalmanagements. Von 1999 bis 2007 arbeitete er als Practice Expert bei Mc Kinsey & Company, Inc. in Berlin.
In seiner Forschung kombiniert Meynhardt psychologische und betriebswirtschaftliche Themen miteinander. Meynhardt hat den St. Galler Public Value-Ansatz in der Denktradition von Peter Drucker und des St. Galler Management-Modells nach Hans Ulrich und Walter Krieg entwickelt. Unter seiner Leitung wurde der GemeinwohlAtlas Schweiz entwickelt, welcher den Beitrag zum Gemeinwohl der größten Unternehmen und Organisationen aus Sicht der Bevölkerung transparent macht. Nach 2014, 2015 und 2017 wurde am 22. September 2019 bereits der vierte Atlas veröffentlicht. Ein solcher GemeinwohlAtlas wurde 2015 sowie im Mai 2019 auch für Deutschland erstellt.
Zur Einstimmung auf das Kaleidoskop …
Neuwaldegg: Wann empfehlen Sie einem Unternehmen sich mit Gemeinwohl zu beschäftigen?
Timo Meynhardt: Ich würde eher fragen, wann es sich heute ein Unternehmen leisten kann, sich nicht damit auseinanderzusetzen. Nach dem aktuellen GemeinwohlAtlas ist für 81 % der Deutschen ein Gemeinwohl wichtiges Thema, Investoren und vor allem Mitarbeiter:innen und Kund:innen fragen danach. Die Gemeinwohlfrage im Management ist eben nicht nur eine Risikofrage, wenn die Legitimation des Geschäftsmodells auf dem Spiel steht, sondern auch eine Chance, neue Möglichkeiten zu erkennen und den Gemeinwohlbeitrag zum Kern des Purpose zu machen.
Neuwaldegg: Welchen ersten Schritt kann eine Organisation setzen?
Timo Meynhardt: Zuerst geht es darum, sich zu vergewissern, wo man steht, wo man das Gemeinwohl vielleicht schädigt oder wofür man Wertschätzung erhält. Dies ist eben nicht aus einer Kund:innenbefragung und auch nicht aus einer klassischen Stakeholderanalyse abzuleiten. Erst im zweiten Schritt kann es um innovative Ansätze in der strategischen Ausrichtung gehen. Sonst ist es nicht glaubwürdig.
Neuwaldegg: Purpose ist derzeit ein wichtiger Begriff, auch in Zusammenhang mit Gemeinwohl – was ist eigentlich neu am Purposebegriff?
Timo Meynhardt: Er geht weiter und tiefer als Vision und Mission und bekommt durch den Gemeinwohlbezug eine stärkere Ausrichtung an gesellschaftlichen Belangen.
Neuwaldegg: Was kann ich als Mitarbeiter:in oder Führungskraft in einer Organisation persönlich tun, um das Gemeinwohl zu stärken?
Timo Meynhardt: Zunächst in sich selbst hineinhören und den Punkt finden, wofür man wirklich brennt und am Morgen aufsteht. Oft ist das eben mehr als das Eigeninteresse und dann zeigt sich schnell, dass Jede:r solche Potenziale in sich trägt. Es kommt darauf an, sich selbst zu hinterfragen und dann liegen die Ansätze oft schnell auf der Hand.
Ein besonderer Veranstaltungsort
Das Wohnprojekt Wien im 2. Bezirk ist ein soziokratisch organisiertes Projekt. Der Verein dahinter, Verein für nachhaltiges Leben, besteht aus derzeit 70 Personen, die sich die Förderung und Umsetzung von nachhaltigem Leben, Wohnen und Arbeiten, in einer interkulturellen und generationenübergreifenden Gemeinschaft zum Ziel gesetzt hat. Eine spannende Führung durch das Soziokratie-Projekt vor dem Kaleidoskop ist möglich.
Ablauf
17.00 Führung durch das soziokratische Wohnprojekt (Hinweis bei der Anmeldung notwendig)
18:00 Ankommen bei Getränken
18:15 Intro & Kennenlernen
18:30 45 Minuten Vortrag von Timo Meynhardt
Im Anschluss moderierte Diskussion und Austausch.
ab 19:45 Networking bei Getränken & Fingerfood
Organisatorisches
Zeit & Ort
24. Februar, 18.00 – 22.00 Uhr
im FLEXraum des Wohnprojekts Wien
Adresse: Krakauerstraße 19, 1020 Wien
Teilnahmekosten
EUR 55,-- pro Person (zzgl. 20% USt.), inkl. Getränken & Fingerfood
Information & Anmeldung
Für weitere Informationen können Sie gerne Martina Semin kontaktieren. Anmeldungen bitte mit Rechnungsadresse per E-Mail.
Martina Semin
Assistentin
+43 1 368 80 70–12
E‑Mail