A guide to create the „new normal“
Zurück zu alten Routinen oder wie man die Erfahrung der vergangenen Monate gut nutzen kann!
Corona beherrscht seit 2020 unser Arbeits- und Privatleben und hat in kürzester Zeit vieles (un)möglich gemacht. Und jetzt ist erstmal Licht am Ende des Tunnels und die Hoffnung wächst, dass wir unser gewohntes Leben zurückgewinnen. Während wir uns im Privaten darauf freuen, Freunde einzuladen, Essen zu gehen und endlich wieder groß zu feiern, sieht das im beruflichen Kontext etwas anders aus: Wollen wir es wirklich wieder wie früher? Zurück zu alten Routinen oder geht es jetzt nicht viel mehr darum, gemeinsam das Neue zu kreieren? Eine Bestandsaufnahme und Empfehlung zur Gestaltung des „new normal“.
Auf der einen Seite zeigen die Studien, wie z. B. der Microsoft Work Trend-Index, die Fraunhofer Home-Office-Studie, oder die Lockdown-Studie der Beratergruppe Neuwaldegg, dass Home Office funktioniert. Es hat sich als gleichwertiger Arbeitsplatz für Wissensarbeitende etabliert, die Performance passt und durch wegfallende Pendelzeit gibt es mehr Zeit für Sport, Familie, Beziehung oder mehr Arbeit. Die Zusammenarbeit ist persönlicher geworden – die Katze läuft durchs Bild, das Kind der Vorständin platzt in die Townhall und winkt den 120 Teilnehmenden. Die vergangenen Monate haben unsere Arbeitsplätze und unsere Zusammenarbeit unfreiwillig revolutioniert. Sie haben die Kommunikation in Teams und Organisationen in Windeseile digitalisiert.
Auf der anderen Seite wurden „hohe Kosten“ verursacht, die nicht sofort sichtbar sind. Soziale Kontakte fehlen, der informelle oder spontane fachliche Austausch in der Kaffeeküche geht vielen ab. Die Fraunhofer Studie gibt an, dass 85 Prozent der Befragten den persönlichen Austausch und 66 Prozent den fachlichen Austausch vermissen. Unter dem Verlust der informellen Kontakte durchs Home-Office leiden vor allem die Verbindungen, die nicht im eigenen Team, Projekt oder in der Linie sind. Virtuell läuft man sich eben nicht einfach über den Weg, oder wie die Microsoft Studie es benennt: „Teams are more siloed in a digital work world“. Insbesondere gemeinsame Kreativität und Ideenentwicklung (“Flow-Erlebnis”) klappen remote lange nicht so gut wie im physischen Raum. Das Ergebnis langer und häufiger Online-Meetings zeigt sich in der „Zoom-Fatigue“ und durch die teilweise fehlende räumliche Abgrenzung des Arbeits- und Privatraums auch in Überforderung.
Wie jetzt das Neue gemeinsam gestalten?
Wir empfehlen Organisationen, Führungskräften und Teams den Moment zu nutzen und ihr „new normal“ bewusst zu kreieren.
Das Team-Canvas (siehe Bild) leitet den Fokus auf die zentralen Fragen, die jetzt anstehen. Als Basis haben wir das systemische Dreieck als Modell für die Entscheidungsprämissen von Organisationen genommen. Und empfehlen je nach Ausgangssituation an einzelnen oder allen Ecken zu arbeiten.

Wie kann das konkret aussehen?
- Was ist der Purpose und Beitrag unseres Teams?
Die gemeinsame Arbeit daran ist Teil des Ziels und kann inbesondere Teams helfen, die in den vergangenen Monaten unter Kurzarbeit etc. gelitten haben und wo es darum geht, zukunftsgerichtet Energie zu entwickeln! - Retrospektive der Zusammenarbeit der letzten Monate (Stärken, Learnings, Pain Points und Potentiale, Kontakt mit den Schnittstellenpartner:innen, informelle Kommunikation etc.)
und Ableitung der zukünftigen Zusammenarbeit. Dabei geht es weniger darum die Anzahl der Home-Office-Tage festzulegen sondern vielmehr im Team zu überlegen, wie unsere zukünftige Zusammenarbeit aussieht, damit der organisationale Beitrag geleistet werden kann. Wo und wie (in welcher Form) können wir dies am besten leisten? Wie sorgen wir für Abstimmung, Rollen- und Aufgabenklarheit? Was muss zwingend in Präsenz passieren? Was ist unsere neue Teamvereinbarung, was wollen wir ausprobieren (und sind gleichzeitig auch bereit dies laufend anzupassen)? Ergänzend kann es Sinn machen, im Rahmen einer Teamsession (in Präsenz!) ein „clear the air meeting“ durchzuführen. Unsere Hypothese ist, dass in den vergangenen Monaten zwischenmenschliche Themen nicht angesprochen worden sind, die sich aber zu einem Konflikt entwickeln könnten. - Personal: Abgleich zwischen individuellen Bedürfnissen und organisationalen Erfordernissen oder Erwartungen.
Und: Welche Kompetenzen benötigen wir im „new normal“? - Kultur: Wie gestalten wir unsere physischen und virtuellen Räume, um das zu stärken, was uns mit Blick auf den Purpose und Beitrag hilft?
Wie kann im physischen Raum Verbindung, Kreativität und Lernen gelebt werden?
Wie sollten wir auch den virtuellen Raum gut nutzen? Wie wird der physische Raum attraktiv und bietet einen Mehrwert?
Das „new normal“ wartet um die Ecke und mit den Erfahrungen der letzten Monate gibt es die einmalige Gelegenheit Zusammenarbeit neu zu gestalten! Wir wünschen viel Erfolg bei der Gestaltung 😊
Über die Autor:innen
Franziska Fink ist systemische Beraterin & Coach, Purpose-Expertin, Buch-Autorin und gemeinsam mit Nicole Lauchart-Schmidl auch Programmleiterin des Neuwaldegger Coaching Campus.
David Max Jeggle ist Dipl. Betriebswirt und bei Neuwaldegg als systemischer Organisationsberater mit den Schwerpunkten Purpose Driven Organizations, agile Transformation und Führung unterwegs.