Purpose und Sprache
Wenn Begriffe in Unternehmen verbrennen …
Erinnern Sie sich noch an die erste Woche in Ihrem Unternehmen, was Ihnen damals aufgefallen ist?
Als ich vor neun Jahren bei Neuwaldegg anfing, habe ich in den internen Meetings innerlich Strichlisten gemacht. Es gab Redewendungen, die x-mal gefallen sind. Ich hatte sie vorher nie gehört. Damals habe ich noch gegrinst und gedacht, das werde ich nie in meinen Wortschatz übernehmen! Sie ahnen es schon, wenige Monate später habe ich genauso gesprochen – neuwaldeggerisch.
Die eigene Beratersprache fällt mir oft auf, wenn ich bei Kunden oder Kundinnen bin. „Check-in“, „Sounding“, „Domain“, „Resonanz“ – Begriffe, die für mich selbstverständlich sind, machen dort entweder Eindruck oder sorgen für Irritation.
Erwartung an eine externe Beraterin kann es sein, dass sie anders ist, Neues reinbringt, eine interessante Sprache spricht. Aber wenn die Sprache zu weit vom Eigenen abweicht oder einen wichtigen Wert des Unternehmens angreift, dann kann es eng werden. Dann rollen die Leute genervt die Augen, machen sich in der Pause lustig oder fangen an, Strichlisten zu schreiben. Wenn zum Beispiel Tradition oder Regionalität wichtige Werte sind, dann nerven Beraterinnen mit „denglischen“ Begriffen manche wahnsinnig.
Sie haben als Führungskraft, als Expert:in oder als Berater:in ja selbst ein gutes Gespür, was Sie wo wie sagen, damit Sie anschlussfähig sind. In Behörden reden Sie anders als in Industriebetrieben, in Marketingagenturen reden Sie anders als in Krankenhäusern, im Vorstand reden Sie anders als in Produktion.
Eines meiner Kernfelder in der Unternehmensberatung ist Purpose. Ein heißes Wort!
In den Projekten schärfen wir, welchen Beitrag ein Unternehmen für wen leistet und welche Wirkung es damit erzielen will. Wenn über diese Ausrichtung Klarheit herrscht, dann kann man den Purpose auf Steuerung übersetzen, dann leiten sich daraus Strategie und Entscheidungen ab, dann kann man die Struktur daran ausrichten und die Personalprozesse damit innovieren.
Das Problem ist zu Beginn nur oft der Begriff „Purpose“. Viele können es nicht mehr hören, weil Purpose so vieles bedeuten kann und selten genau definiert wird. Er ist englisch und fancy und jedes Unternehmen braucht jetzt einen „Purpose“. Leider bleiben viele dieser Purpose-Projekte an der Oberfläche, die Purpose Statements sind generisch und die Mitarbeitenden genervt. Kein Wunder, dass der Begriff schnell verbrannt ist.
Mir begegnet diese Purpose-Allergie in vielen Unternehmen und ich lerne, hier besonders sensibel mit Sprache zu sein. In einigen meiner Projekte fällt nie das Wort Purpose, auch wenn es genau darum geht. Stattdessen heißt es dann „Kern“ oder „Identität“ oder „Why“ oder „gemeinsamer Norden“ oder „Stern“ oder „Ausrichtung“ oder …
Das hält mein Hirn ziemlich auf Trab und auch die Dokumente und Modelle, die ich zeige, muss ich oft neu beschriften – aber der Nutzen ist groß. Denn was ich auch schon erlebt habe, ist dass Purpose-Prozesse daran kranken, dass man sich zu Beginn keine Zeit nimmt, ein Wort dafür zu wählen, das anschlussfähig ist.
Gute Beratung heißt auch, die richtige Sprache zu finden und wenn es da gerade um Purpose geht, dann darf man erfinderisch werden.
Was wäre dafür in Ihrem Unternehmen der richtige Sprech? Wenn Sie zwei Minuten Lust haben, freue ich mich riesig über eine schnelle Mail mit Ihrem Begriff oder Ihrem Gedanken dazu.
Und wenn Sie auch gern über solche Details zum Thema Purpose (äh, oder eben „…“ ) nachdenken, dann werden Sie in unserem neuen Playbook fündig. Der Buchdruck ist leider nicht so flexibel, den Begriff individuell an jede:n Leser:in anzupassen. Aber Nischen und Stolperfallen (wie zum Beispiel die Sprache), die man kennen muss, damit ein Purpose-Prozess gelingt, die werden dort ausgeleuchtet.
Das Playbook Purpose Driven Organizations, erschienen im Schäffer-Poeschel-Verlag!
Über die Autorin
Franziska Fink ist systemische Beraterin & Coach, Purpose-Expertin, Buch-Autorin und Programmleiterin einiger Neuwaldegger Weiterbildungsformate (Purpose Driven Organizations Workshop, Coaching Campus und Virtual Architects). Ihre Spezialisierung ist das Thema Purpose in Organisationen. In ihrer langjährigen Arbeit mit internationalen Unternehmen, die sie durch Change- und Transformationsprozesse begleitet, hat sich das Thema Sinn als ein Hebel für zukunftsfähige Organisation gezeigt. Seither arbeitet und forscht sie daran, wie Purpose für die Steuerung genutzt werden kann und welchen Unterschied er langfristig für Organisation und Mitarbeitende macht.
Playbook Purpose Driven Organizations
Auf dieser Site finden Sie die wichtigsten Aspekte, Take-aways und all die herrlichen Illustrationen unseres neuen Buches. Außerdem gibt’s einen Link direkt zum Verlag, dort können Sie das Playbook gleich bestellen
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