Wie können wir auch in belastenden Zeiten resilient bleiben? Teil 2
Wie angekündigt, wollen wir regelmäßig dem Thema „Resilienz“ Platz einräumen – in unserem Blog und vor allem in unserem (Arbeits-)Leben. Denn gerade in herausfordernden Zeiten, hilft ein kontinuierlicher Fokus auf die eigenen Säulen der Resilienz und die Reflexion über ihre Standfestig- und Tragfähigkeit😊
Resilienz – ein Modell, das trägt!
Um einen guten Überblick über die einzelnen Aspekte der Resilienz zu erhalten, liefert Ursula Nuber, Psychologin, Buchautorin und langjährige Herausgeberin der Zeitschrift Psychologie Heute ein Modell, das mehrere Ansatzmöglichkeiten zum aktiven Gestalten der eigenen Widerstandskraft bietet:
Die sieben Säulen der Resilienz
Folie aus der Neuwaldegger-Seminarreihe zum Thema „Resilienz – Mit Widerstandskraft den Arbeitsalltag meistern“. (Die einzelnen Aspekte wurden gegenüber dem Original-Modell zwecks Verständlich- und Nachvollziehbarkeit leicht abgeändert.)
- Lösungsorientierung
Resiliente Menschen sehen in Schwierigkeiten und Problemen tendenziell eher Möglichkeiten und Chancen zum Wachsen und die gilt es bestmöglich zu nutzen. - Akzeptanz:
Resiliente Menschen nehmen an, was sie nicht beeinflussen und ändern können und engagieren sich dort, wo sie handlungsfähig und selbstwirksam agieren können. - Selbststeuerung:
Resilienten Menschen gelingt es sich in emotional herausfordernden Situationen angemessen zu steuern und sich je nach Bedarf zu aktivieren oder zu beruhigen. - Beziehung gestalten:
Resiliente Menschen wissen um die Bedeutung qualitätsvoller Beziehungen, bauen diese auf bzw. pflegen sie und nutzen so beziehungsorientierte Unterstützung. - Verantwortungsübernahme:
Resiliente Menschen übernehmen Verantwortung für ihre Gedanken, Gefühle und Handlungen. - Zukunft gestalten:
Für resiliente Menschen bedeutet Zukunft, unabhängig ihrer erlebten Vergangenheit, neue Möglichkeiten für die Gestaltung zum Besseren. - Optimismus:
Der Optimismus resilienter Menschen entsteht aus einer positiven Weltsicht und einem stärkendem Selbstkonzept. Unsere Grundhaltung und wie wir auf die Menschen in unserer Umgebung zugehen bestimmen unsere Wahrnehmung wesentlich.
Im heutigen Newsletter möchten wir Ihnen zum letzten Aspekt der Resilienz „Optimismus“ eine Geschichte mitgeben. „Kindern, erzählt man Geschichten zum Einschlafen – Erwachsenen, damit sie aufwachen.“ (Jorge Bucay, 2020)
Der Tempel der tausend Spiegel
Es war einmal ein kleiner Hund, der weit herumgekommen war.
Eines Tages erreicht er eine Waldlichtung, in deren Mitte ein kleiner, wunderbar anzusehender Tempel stand. Er hatte zum Tempel-der-tausend-Spiegel gefunden. Neugierig, wie er war, kam er näher und kletterte die Stufen zum Tor des Tempels hinab. Er trat durch das offene Tor und wedelte freudig, wie es eben seine Art war. Da sah er, wie ihm tausend kleine Hunde aus tausend Spiegeln entgegenwedelten. Große Freude erfüllte ihn und er beschloss, jeden Tag zum Tempel-der-tausend-Spiegel zurückzukehren.
Tags darauf fand ein anderer Hund ebenfalls zum Tempel-der-tausend-Spiegel.
Als er misstrauisch um die Ecke lugte, zog er seinen Schwanz ein, stellt die Haare auf und fletschte knurrend die Zähne. Da zogen in tausend Spiegeln tausend Hunde den Schwanz ein, stellten ihre Haare auf, fletschten die Zähne und knurren unfreundlich.
Wie er dies sah, beschloss er bei sich, nie wieder an diesen Ort zu kommen.
Aus Reinhold Dietrich (2002). Der Palast der Geschichten, 100 Meistergeschichten als konkrete Impulsgeber. Verlag Dietrich, S. 71
Und die Moral von der Geschichte?
Im zitierten Buch beschreibt der Autor und Herausgeber des Buches – Dr. Reinhold Dietrich, unter anderem Coach und Psychotherapeut: „Es gibt häufig ein soziales Resonanzprinzip: Der Resonanzkörper des Instruments „Leben“ kann nur die Qualität des Tones darstellen und zurückgeben, den man selbst zu spielen gelernt hat.“
Wir möchten Sie einladen, sich ein paar Fragen selbst zu beantworten:
- Welches Instrument verkörpern Sie gerade?
- Wie klingen Ihre Töne, welche Melodie spielen Sie vorwiegend in herausfordernden Zeiten?
- Und was können Sie tun, damit Sie gut gestimmt durch den Arbeits- und Lebensalltag kommen?
Dann bis zum nächsten Beitrag in der Neuwaldegger-Resilienzreihe! Bis dahin wünschen wir Ihnen wunderbare Geschichten, die das Leben schreibt. 😊
Über die Autorinnen
Elisabeth Dudak ist Co-Programmgestalterin des Neuwaldegger Coaching Campus. Equity Partnerin der Beratergruppe Neuwaldegg. Ihr Credo: „Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist“. Die Psychologin und systemische Beraterin ist eine in sich ruhende, gut zuhörende, überlegte und mitfühlende sowie ermutigende Wegbegleiterin, die Chancen für Menschen und Organisationen sicht- und nutzbar macht. Sie beschäftigt sich intensiv mit Positive Leadership und Psychological Safety und unterstützt Teilnehmer:innen bei ihrer Weiterentwicklung in einigen unserer Entwicklungsräume in Form von Potenzialanalysen und Coaching. Ihr Wissen und ihre Erfahrung gibt sie als Lehrtrainerin im Neuwaldegger Coaching Campus weiter.
Astrid Reinprecht ist unsere frischeste Neuwaldegger:in. Seit 2023 verstärkt sie die Beratergruppe mit ihrer Expertise, die sie aus Wissenschaft, öffentlichem DIenst, aus der Kultur und Non-Profit Organisationen mitgebracht hat. Die Mediatorin und systemische Beraterin begleitet Einzelpersonen, Teams und Organisationen in Konflikten und Veränderungsprozessen. Inspiriert von den empirischen Einsichten der positiven Psychologie hat sie 2019 ein Buch zu Positiver Mediation geschrieben, um zu zeigen, wie das Potenzial positiver Wahrnehmungen von Stärken- und Lösungsfokussierung auch in schwierigen Situationen genutzt werden kann.
Weitere interessante Beiträge
arrow_forward Wie wir resilient bleiben können, Teil 1 Selbstregulation und -wirksamkeit
arrow_forward Wie ich meinen Tank wieder auffülle, Teil 1 Wie sorge ich für Entlastung?
arrow_forward Wie ich meinen Tank wieder auffülle, Teil 2 Werte in Balance bringen
arrow_forward Wie ich meinen Tank wieder auflade, Teil 3 Was macht Sinn für mich?
arrow_forward Wie ich meinen Tank wieder auffülle, Teil 4 Die Energie folgt der Aufmerksamkeit
arrow_forward Wie ich meinen Tank wieder auffülle, Teil 5 Die Atemtankstelle
arrow_forward Buch: Positive Mediation