„Meine Mitarbeiter waren bei mir wie im Verhör“
Wir fragen immer wieder nach, was die Neuwaldegger Absolvent:innen aus unseren Lehrgängen mitnehmen – heute fragen wir Patrick Stolte, der bei uns den Coaching Campus abgeschlossen hat. Er erzählt, warum Ausbildungen manchmal erst später wirken …
Patrick Stolte leitet die Marketing- und Kommunikationsabteilung der Vaillant Deutschland GmbH & Co KG. Das Familienunternehmen mit 17.000 Mitarbeitenden arbeitet europaweit in den Bereichen Heiz-, Lüftungs- und Klimatechnik. Seit 2019 managt er sein Team mit 90 Mitarbeitenden.
Im April 2022 hat Patrick Stolte die Ausbildung zum systemischen Coach bei uns abgeschlossen. Ich erinnere mich gut, was ihn im Campus damals am meisten interessiert, hat: Wie man Coaching in der Führung nutzen kann.
Heute – über zwei Jahre später hören wir uns wieder.
Was von der Ausbildung wirkt noch? Was hat es Dir für den Führungsalltag wirklich gebracht?
Patrick Stolte: „Die Ausbildung war super! Sie hat mir total geholfen! Auch wenn es ein Prozess über fast anderthalb Jahre war, bis ich vollständig verstanden habe, woran ich genau arbeiten will und wie ich Coaching eigentlich in der Führung einsetzen kann.“
Wie das?
Patrick Stolte: „Naja, ich hatte mich damals für den Lehrgang entschieden, weil ich eine Methode lernen wollte, die mir in der Führung hilft. Ich komme aus der Welt von Visionen, Ideen und Co und habe oft auch so agiert. Ich habe meinem Team viel inhaltlich mitgebeben und vor allem durch Inspiration und Vorangehen geführt.
Da ich aber überzeugt bin, dass es – gerade bei zunehmender Führungsspanne – bessere Führungsstile gibt, wollte ich gezielt daran arbeiten. Und für mich war Coaching als Führungsstil eines der Lernfelder. Vom Coaching Campus habe ich mir dafür eine Bedienungsanleitung erwartet, eine Blaupause, wie das funktioniert.
Ich habe dann unterwegs erst gelernt: Die Bedienungsanleitung gibt es nicht! Und dass es in dem gewünschten Führungsstil um ganz andere Dinge geht. Aber das ist eben erst mit der Zeit gesickert.“ (lacht).
Kannst du mir diese innere Lernreise beschreiben?
Patrick Stolte: „Im Campus habe ich mich voll auf die Methode konzentriert und auf die Fragetechniken. Und das habe ich dann versucht, im Alltag anzuwenden – die erste Zeit stark über systemische Fragen. Mein Team konnte anfangs mit der veränderten Gesprächsführung und den vielen Fragen aber gar nicht so viel anfangen und war eher irritiert. Stellenweise müssen sie sich bei mir wie einem Verhör gefühlt haben.
Es hat wirklich noch eine Reifezeit im Alltag gebraucht, bis ich verstanden hatte, dass es um die Haltung geht und nicht um die Methoden. Im Lehrgang hatten eure Inputs zur Systemtheorie und zum Konstruktivismus für mich keine hohe Prio. Ich dachte, das Handwerk ist das Wesentliche. Erst jetzt ist für mich klar, dass es umgekehrt ist. Das „Nicht-Wissen“, die Haltung ist der Schlüssel. Es ist egal ob ich 10 oder 20 Fragen stelle.
Ich habe häufig schnell Thesenautobahnen im Kopf. Die habe ich gelernt, bewusst abzuschneiden und meinem Gegenüber den eigenen Gestaltungsraum und Freiraum zu geben.“
Was würde dein Team jetzt über dich sagen?
Patrick Stolte: „Dass ich nicht mehr so oft da bin, nicht mehr in jedem Meeting dabei bin. Dass ich versuche, mich bewusst aus vielen Dingen rauszuziehen und so den Leuten mehr eigenen Gestaltungsraum zu geben. Und dass ich meine eigene Meinung länger für mich behalte, oder vielleicht sogar ganz für mich behalte und erstmal den anderen zuhöre. Ich bin zum Zuhörer geworden oder versuche es zumindest. Die Fragen, die ich stelle, helfen den anderen, über ihre eigene Perspektive zu reflektieren und zu eigenen und neuen Lösungen zu kommen.“
Wenn ich dir zuhöre, zeigt mir das auch die natürlichen Grenzen einer Ausbildung auf. Wir haben da einen intensiven Lernraum, aber die Langzeitwirkung kann sich eben erst im Alltag und in der Anwendung entfalten.
Patrick Stolte: „Ja, bei mir hat das nochmal anderthalb Jahre gedauert, bis es im Kopf die unterschiedlichen Filter durchlaufen hat. Aber dafür habe ich genau das Wissen aus dem Campus gebraucht, um es dann in verschiedenen Situationen auszuprobieren und zu trainieren. Entscheidend ist das Beobachten im Alltag: Wie agiere ich, wann falle ich wieder in alte Muster.
Dafür bin ich jetzt ein bewussterer Mensch und hoffentlich eine bessere Führungskraft.“
Danke für das Teilen deiner Reise und für unser Gespräch!
Neuwaldegger Coaching Campus in a Nutshell
- Lehrgang in systemischem Coaching im Business Kontext
- 9 Module (Präsenz und virtuell)
- Wien & Steiermark
- Zertifiziert und anerkannt vom ACC und IOCB
- Hoher Praxisanteil
- Fundierte Theorieausbildung
- Klassiker in den Neuwaldegger Programmen
Über die Interviewerin
Franziska Fink ist systemische Beraterin & Coach, Purpose-Expertin, Buch-Autorin und Co-Programmleiterin des Neuwaldegger Coaching Campus. Sie hat ein neues Konzept für unsere Coaching-Aus- und Weiterbildung entwickelt, bei dem man nicht nur coachen lernt und das systemtheoretische Theoriefundament versteht, sondern auch Schritt für Schritt in eine neue Haltung hineinwächst – die Grundlage für wirksames systemisches Coaching.
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