Kaleidoskop „Abschiedsrituale für Organisationen“ abgesagt
Leider ließ sich für das Kaleidoskop, das am 13. Juni nicht stattfinden konnte, kein Ersatztermin im Herbst finden. Ohne Aufhören kann man nichts anfangen. Unsere Gesellschaft muss sich dringend von ungesunden Handlungsweisen und schädigendem Verhalten auf unsere Umwelt und Mitmenschen verabschieden. Doch wir wissen nicht wie. Harald Welzer, Sozialwissenschaftler und Bestsellerautor, vertritt die These, dass wir nur dann durch das 21. Jahrhundert kommen, wenn wir das Leben und Wirtschaften im Modus der Endlichkeit verstehen und „Aufhören“ als Kulturtechnik etablieren und praktizieren. Wie wir dadurch Fortschritt im Sein und Werden gestalten und unsere Zukunft als lebens- und überlebensfähige Individuen, Organisation und Gesellschaft aktiv sichern, möchten wir an diesem Abend gemeinsam mit unserem Gast in Erfahrung bringen.
Inhalt
Bestseller-Autor Harald Welzer stellt fest, dass unsere Kultur kein Konzept für das Aufhören hat. Deshalb baut sie Autobahnen und Flughäfen für Zukünfte, in denen es keine Autos und Flughäfen mehr geben wird. Und sie versucht, unsere Zukunftsprobleme durch Optimierung zu lösen, obwohl ein optimiertes Falsches immer noch falsch ist. Damit verbaut sie viele Möglichkeiten, das Leben durch Weglassen und Aufhören besser zu machen. Diese Kultur hat den Tod genauso zur Privatangelegenheit gemacht, wie sie die Begrenztheit der Erde verbissen ignoriert.
Harald Welzer zeigt in einer faszinierenden Montage aus wissenschaftlichen Befunden, psychologischen Einsichten und persönlichen Geschichten, wie man aus den Absurditäten dieser gesellschaftlichen Entwicklung herausfindet. Man muss rechtzeitig einen Nachruf auf sich selbst schreiben, damit man weiß, wie man gelebt haben will.
Unser Guest-Speaker
Harald Welzer ist einer der streitbarsten Intellektuellen in Deutschland. Er studierte Soziologie, Politik- und Literaturwissenschaft und promovierte in Soziologie. Mit Witz und scharfsinnigen Argumenten engagiert er sich für eine bessere und offene Gesellschaft, für Nachhaltigkeit und Demokratie. Er ist Mitbegründer und Direktor der gemeinnützigen Futurzwei – Stiftung Zukunftsfähigkeit und Professor für Transformationsdesign an der Universität Flensburg. Daneben lehrt er an der Universität St. Gallen und an der ETH Zürich. Einer seiner vielen Forschungsschwerpunkte ist die kulturwissenschaftliche Klimafolgenforschung.
Folgende Bücher sind von ihm u. a. erschienen: „Selbst denken“ (2013), „Die smarte Diktatur. Ein Angriff auf unsere Freiheit“ (2016) und „Alles könnte anders sein. Eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen“ (2019) und sein jüngstes Werk „Nachruf auf mich selbst“ (2021). Seine Bücher sind in 21 Ländern erschienen.
Und frei nach Welzer’s Ansatz: Wir wünschen Harald Welzer, dass er unsere Gäste inspiriert haben wird und selbst auch vom Austausch mit uns Kaleidoskop-Besucher:innen bereichert worden ist.
Zur Einstimmung auf das Kaleidoskop
… haben wir uns mit Harald Welzer schon beim Neuwaldegger Academytag online ausgetauscht und interessante Einblicke in seine Lebens- und Forschungsperspektiven erhalten.
„Wir haben keine Methodik des Aufhörens – weil wir kein Verständnis für Endlichkeit haben“, so lautet eine der Thesen von Harald Welzer. Seiner Ansicht nach liegt unser Selbstverständnis in der vollständigen Ausnutzung der natürlichen Ressourcen, der Tod bildet dazu eine Antithese und wird so weit wie möglich verdrängt. Als Individuen müssen wir zwar anerkennen, dass wir irgendwann einmal sterben werden, als Gesellschaft aber verfügen wir über eine Kultur, die Endlichkeit verneint. Wenn wir mit Endlichkeitsproblemen konfrontiert sind, wie etwa dem Klimawandel oder dem Artensterben, ist dies jedoch nicht von Vorteil. Harald Welzer bezeichnet die gesellschaftlich vorherrschende Sichtweise provokativ als „Wissensvermeidungsgesellschaft“, welche die Frage „What if we fail?“ völlig ausblendet. Seiner Meinung nach sollten wir das Scheitern realistisch einkalkulieren, um wirksame Maßnahmen zu entwickeln bzw. die Folgen unseres tagtäglichen Handelns zu vermindern. Unsere Hyperkonsum- und Leistungsgesellschaft erzählt uns fortwährend attraktive Geschichten über die Grenzenlosigkeit, während diverse Umweltschutzbewegungen nur Geschichten über Genügsamkeit und Verzicht beinhalten. Diese Art von Geschichten wirkt kontraproduktiv, so der Wissenschaftler und Publizist. Harald Welzer ist der Ansicht, dass die beste Strategie darin besteht, vom Ende her zu denken: Was gewinnen wir, wenn wir aufhören mit Hyperkonsum und kontinuierlicher Leistungssteigerung? Womöglich gewinnen wir ein lebenswertes Leben, das wir im Einklang mit der Natur gestalten, das gesunde Arbeitsplätze, vielfältige Entfaltungsmöglichkeiten und Beziehungsangebote bietet. Dafür lohnt es sich, NEU zu denken und zu handeln!
Harald Welzer stellt in seinem zuletzt erschienenen Buch die Frage: „Wer wollen wir gewesen sein?“ Eine Antwort darauf zu finden, erscheint uns von höchster Relevanz! Geht es doch um unsere Geschichte, die uns Möglichkeiten aufzeigt, wie wir unser Leben aktiv gestalten können.
Ablauf
ab 17.30 Uhr Einlass, Ankommen & Getränke
18:00 Uhr Intro & Kennenlernen
18:30 Uhr Start des 60-Minuten-Impulses von Harald Welzer
19:30 Uhr Im Anschluss moderierte Diskussion und Austausch
ab 20:30 Uhr Networking, Getränke & Fingerfood
Organisatorisches
Zeit & Ort
Termin tbd, in Bälde gibt es hier mehr Information
Adresse: in der Schankwirtschaft im Augarten, Obere Augartenstraße 1 A, 1020 Wien
Anreise: U2 Taborstraße (5 Minuten), U4 Rossauerlände (10 Minuten), 2, 31, 5A, 5B
Teilnahmekosten
EUR 65,-- pro Person (zzgl. 20 % USt.), inkl. Getränke & Fingerfood
Information & Anmeldung
Für weitere Informationen können Sie gerne Martina Semin kontaktieren. Anmeldungen bitte mit Rechnungsadresse per E-Mail.
Martina Semin
Assistentin
+43 1 368 80 70-12
E-Mail
Wie gewinnt man die Menschen für den Klimaschutz, Herr Welzer?
Das fragen Christina Hiptmayr und Franziska Dzugan in der neuen Podcastfolge des Profil Podcasts „Tauwetter“ (Podcast zur Klimakrise und ihrer Bekämpfung – mit Fokus auf Österreich) online gegangen. Diesmal mit Harald Welzer im Studio bei Christina Hiptmayr und Franziska Dzugan. Hören Sie sich das an!