Positive Psychologie im Coaching
Ein Geschenk der Wissenschaft
Seit vielen Jahren begleite ich Personen und Organisationen in unterschiedlichen Veränderungs- und Entwicklungsthematiken. Im systemischen Coaching gestalte ich Prozessberatung, die es meinen Kund:innen ermöglicht, maßgeschneiderte Lösungen für ihre beruflichen Anliegen zu erarbeiten. Durch unterschiedliche Frage- und Aufgabenstellungen lade ich ein, individuelles Erleben und Verhalten zu reflektieren. Dabei werden persönliche Denk- und Verhaltensmuster bewusst, können verändert, neu entworfen und im geschützten Rahmen erprobt werden. Dies führt zu erweiterten Entscheidungs- und Handlungsoptionen, welche aktive Lern- und Entwicklungschancen ermöglichen.
Im Rahmen meiner Coachingpraxis und meines Lehrauftrages im Neuwaldegger Coaching Campus beschäftige ich mich immer wieder mit der Frage, wie sich Lern- und Entwicklungsprozesse freudvoller, tiefgehender und nachhaltiger gestalten lassen, um persönliches Wachstum über den Prozess der Problemlösung hinaus zu ermöglichen. Die Antwort habe ich in meiner eigenen Profession gefunden – der Psychologie 😊
Ein eigener Wissenschaftszweig – die „positive Psychologie“ - beschäftigt sich seit 1998 mit genau dieser Thematik. Ermöglicht hat dies unter anderem Martin E.P. Seligman, der bei seiner Antrittsrede als Präsident der American Psychological Association den Grundstein dafür legte. Er brachte klar zum Ausdruck, dass sich die Psychologie seit Jahrzehnten darum bemüht, Psychopathologie zu heilen und dabei den Blick verloren hat, was ein glückliches und erfülltes Leben ausmacht und welchen aktiven Beitrag die Wissenschaft dazu leisten kann.
Im Rahmen der Konferenz „Tomorrowmind – Zukunft gestalten“ konnte ich die Gelegenheit nutzen, mich mit ihm auszutauschen, wie Menschen ihre Potenziale bestmöglich zur Entfaltung bringen, um zur besten Version ihrer selbst zu werden. Denn das ist meiner Meinung nach die Basis für ein erfülltes und zufriedenes (Berufs-)Leben 😊
Ein Satz, der mir dabei besonders in Erinnerung geblieben ist:
„Not fixing what’s wrong, but building what’s strong.”
Der Satz leitet mich schon seit vielen Jahren in der Prozessberatung und -gestaltung, zeigt er doch, wie effektiv und nachhaltig Entwicklung gelingen kann, wenn man dabei konsequent auf die Stärken, Talente und Potenziale fokussiert, sowohl auf die eigenen als auch auf die der Anderen.
Das schreibt und liest sich jedoch einfacher als es in der Praxis ist. Coachingkunden kommen in den wenigsten Fällen, weil sie an den positiven Aspekten ihres Berufslebens arbeiten möchten. Sie leisten sich Beratung, weil sie sich belastet, erschöpft bzw. orientierungslos fühlen oder nur mehr im Auto-Pilot-Modus agieren. Es wird aktiv nach Veränderungsmöglichkeiten gesucht, um wieder auf einen selbstbestimmten Kurs zu kommen, der ein zufriedenstellendes (Arbeits-)Leben ermöglicht.
Hierzu braucht es eine achtsame Prozessbegleitung, wobei „die positive Psychologie die Wissenschaft im Herzen von Coaching“ ist. Dieser Satz stammt von der Harvard-Professorin Carol Kaufmann (2006) und bringt zum Ausdruck, dass „Positive Coaching“ ein wissenschaftsbasiertes Verfahren ist. Dieses hat sich aus den Theorien und Methoden der positiven Psychologie entwickelt und bietet einen kund:innenzentrierten und stärkenfokussierten Ansatz, der über den Prozess der Problemlösung hinaus persönliches Wachstum zum Ziel hat.
Evidenzbasierte Interventionen gibt es viele, eine davon sind positiv ausgerichtete Reflexionsfragen, die der persönlichen Sensibilisierung dienen. Richtet sich die Aufmerksamkeit bewusst auf das Positive, fließt die Energie in die Wahrnehmung des Guten und die Fragen wirken als positive Verstärker.
Du bist für mich ein Geschenk
Als Lehrtrainerin arbeite ich unmittelbar damit, ein Beispiel dazu stammt aus dem zweiten Modul im gerade laufendem Coaching Campus. Um die individuellen Stärken der einzelnen Teilnehmer:innen zu feiern, habe ich einen besonderen Abschluss für die Ausbildungsgruppe gewählt. Ich habe sie eingeladen – entsprechend der Weihnachtszeit – zu wichteln 😊
Jede:r hat für eine Kollegin bzw. einen Kollegen per Hand notiert:
- Du bist für mich / für die Gruppe ein Geschenk, weil …
- Das wünsche ich Dir für die nächsten Wochen …
Diese positive Intervention – auch bekannt als „Random Act of Kindness“ – hat ihre Wirkung schon beim Schreiben entfaltet, strahlende Gesichter beim Verfassen der persönlichen Nachricht und Freude als auch Tränen der Rührung beim Lesen – und für mich als Lehrtrainerin tiefe Dankbarkeit für diese Erfahrung 😊
In lade Sie ein, darüber nachzudenken, wer für Sie persönlich ein Geschenk ist und welche Begründung es dafür gibt?
Von Herzen wünsche ich Ihnen viele freud- und sinnvolle Begegnungen!
Die Autorin Elisabeth Dudak
ist Co-Programmgestalterin des Neuwaldegger Coaching Campus. Equity Partnerin der Beratergruppe Neuwaldegg. Ihr Credo: „Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist“. Die Psychologin und systemische Beraterin ist eine in sich ruhende, gut zuhörende, überlegte und mitfühlende sowie ermutigende Wegbegleiterin, die Chancen für Menschen und Organisationen sicht- und nutzbar macht. Sie beschäftigt sich intensiv mit Positive Leadership und Psychological Safety und unterstützt Teilnehmer:innen bei ihrer Weiterentwicklung in einigen unserer Entwicklungsräume in Form von Potenzialanalysen und Coaching. Ihr Wissen und ihre Erfahrung gibt sie als Lehrtrainerin im Neuwaldegger Coaching Campus weiter.
Neuwaldegger Coaching Campus
Ein kompakter Lehrgang in 4 Modulen, in dem Sie systemisches Coaching lernen – das konkrete Handwerk genauso wie die Theorie und die Haltung. Für Führungskräfte, interne und externe Berater:innen. Der nächste Durchgang startet am 15. Mai 2024.
Interessante Links
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