Selbstorganisation braucht Führung, Struktur & Spielraum
Die Future Guides der Sparkasse Oberösterreich – seit mehr als 3 Jahren begleiten Barbara Buzanich-Pöltl und Elisabeth Dudak die Future Guides der Sparkasse OÖ. Der Purpose der Guides: „We change the bank with passion“, indem sie Zukunftsprojekte begleiten, eigene Themen setzen und „out of the box thinking“ in die Organisation tragen. Barbara erzählt hier von diesem Herzensprojekt, von gemeinsamen Erkenntnissen und AHA-Momenten und was sie gerade bewegt …
Learning Journey-Fieber: Turning the camera around
Gerade sind wir wieder an spannenden Punkten, die uns neugierig machen, genießen lassen, aufregend sind. Auslöser ist unser „Learning Journey-Fieber“: Wir besuchen Organisationen um von ihnen zu lernen, gleichzeitig wollen andere Unternehmen von den Future Guides lernen. Das Spannende und Überraschende: Sie lernen nicht nur von anderen, sondern auch ganz viel über sich selbst. Es ist wie Otto Scharmer es oft nennt: „turning the camera around“. Der Blick in den Spiegel der auf einmal ganz andere Dinge aufzeigt, mit denen man nicht gerechnet hat.
AHA-Momente, die einen Unterschied machen
- Selbstorganisation braucht Struktur:
Auch wenn es am Anfang ungemütlich war, die explizite Rollenklarheit ist Gold wert. Allen ist klar, was zu tun ist, wer welchen Auftrag hat und wie Rollen kontinuierlich weiterentwickelt werden können. Dadurch leistet jede:r einen Beitrag für das große Ganze. - Purpose schafft Ausrichtung:
Einen gemeinsamen Purpose zu haben, schafft Orientierung, gibt Halt und motiviert. Es wirkt ein bisschen wie Heimat, so einen gemeinsam entwickelten Purpose zu haben. - Selbstorganisation braucht Schutz & Anbindung in der Organisation:
Das war ein längerer Lernprozess und hat immer wieder zu neuen und spannenden Anknüpfungspunkten geführt. Auf der einen Seite braucht es einen Schutz von Führung & Hierarchie, damit sich das Neue entfalten kann. Genauso wichtig ist eine gewisse Durchlässigkeit und Anknüpfen zur ganzen Organisation, damit ein gemeinsamer Mehrwert entsteht. - Kultur macht einen Unterschied:
Das meint auf der einen Seite die Kultur der Organisation, da treffen die Future Guides auf ein enormes Interesse an Innovation im eigenen Unternehmen. Zusätzlich prägt Selbstorganisation, die systemisch mitgedacht wird, auch die eigene Kultur im Team: Ein breiterer Blick, Fehlerkultur, psychological Safety, Mut Neues auszuprobieren. Dadurch entsteht eine Team-Kultur, die Entfalten möglich macht und das Potential aller nutzt. - Agilität und Selbstorganisation brauchen Praxis:
Das Ganze nur theoretisch zu betrachten bringt gar nichts. Es braucht gemeinsame Praxis in der Selbstorganisation. Die Future Guides treffen sich zum Beispiel regelmäßig bei Basedays um sich zu synchronisieren, eigene Themen weiterzubringen und voneinander zu lernen. - Kein Selbstzweck:
Das Ganze dient nicht nur dem Ausprobieren, sondern sie übernehmen Aufträge in der Organisation. Sie begleiten Projekte und Prozesse, die auf Zukunft setzen und nutzen dafür ihr erlerntes Wissen. So verbreitet sich ihre Erfahrung auch in der Organisation. - Spielraum:
Im wahrsten Sinne des Wortes! Deshalb haben die Future Guides ihr eigenes Future Lab, das ihren eigenen Bedürfnissen und Ansprüchen gerecht wird und Kreativität fördert. Es ist ein starkes, sichtbares Symbol! Spielraum meint hier zusätzlich, einen Kotext zu schaffen in dem experimentiert werden darf, Fehler Potentiale sind und offen darüber reflektiert wird. - Keine Demokratie & Entscheidungen:
Entscheidungen bewusst zu treffen und verschiedene Entscheidungsverfahren je nach Kontext nutzen zu können, ist ein Mega-Mehrwert. Auch wenn es in manchen Situationen nervig ist, es stellt Transparenz und Sicherheit her. Spannend ist, dass die Außenwelt dies immer wieder als „demokratischen Prozess“ interpretiert, dem Langsamkeit zugeschrieben wird. An der Zuschreibung arbeiten wird noch …
Für die Future Guides waren das Überraschungsgeschenke und es war total stärkend! Das ist überhaupt die aktuelle Erfahrung: wenn Learning Journeys gut gestaltet sind, sind sie ein echtes Geben & Nehmen. Für Elisabeth und mich ist dies genauso ein Beschenkt-werden und schafft zusätzlich einen guten Referenzpunkt für unser Arbeiten.
Besonders spannend finden wir, das Ganze im Kontext von Führung zu betrachten
- Auf der einen Seite ist es zentral, dass Führung die richtigen und wichtigen Zutaten kennt, damit Agilität und Selbstorganisation ins Laufen kommen können.
- Auf der anderen Seite ist es gleichermaßen wichtig, zu wissen, was hier Führung übernimmt damit alles ins Laufen kommt: Spielraum, Entscheidungsstrukturen, Rollenklarheit, vereinbarte Regeln und Prozesse, usw. Beide Aspekte geben Sicherheit und schaffen Spielraum!
- Was außerdem einen enormen Unterschied macht – Achtung jetzt kommt’s – das Mindset! Es braucht ganz einfach kontinuierlich Raum, Zeit und Praktiken, damit sich das entfalten kann. Ich weiß, dass ist jetzt nicht neu. Uns ist dabei wichtig, dass dies entstehen darf, unterstützt wird und vor allem im täglichen Tun einen Rahmen braucht.
In diesem Sinne arbeiten Elisabeth und ich inspiriert und fröhlich weiter und werden (Achtung Spoiler) auch noch mehr zu den Learning Journeys berichten! Und eins möchten wir hier noch rausstreichen: Ihr Future Guides seid echt super 😊!
Über die Autorin
Barbara Buzanich-Pöltl ist Beraterin und Equity Partnerin bei Neuwaldegg. Sie ist Mitgestalterin des Agile Leadership Campus, Co-Programmleiterin des Change Campus, Programmleiterin unseres Gender Equality Labs und des Workshop-Formats Agiler Freiraum, das dem Experimentieren mit agilen Facetten dient. Außerdem ist sie Keynote-Speakerin. Neben ihrem Herzensthema Gender Equality bewegen sie vor allem die Themen Agile Transformation und Purpose und Strategie. Dazu hat sie auch mit Frank Boos das Buch „Moving Organizations“ geschrieben.
Weiterbildungstipp: Agile Leadership Campus, ab 14. Juni 2023
Das Neuwaldegger Programm für Leadership in einer agilen Welt. Die Weiterbildung ist bunt und interaktiv und richtet sich explizit an Führungskräfte, an Geschäftsführer:innen und Manager:innen. Sie vertiefen Ihr Wissen und Ihre Fähigkeiten zu Agilen Methoden, Führung und Transformation. Dabei achten wir auf eine gute Kombination aus theoretischem Wissen, methodischen Anregungen und praktischen Übungen. Neben dem konkreten Handwerk und der Theorie arbeiten wir an der Haltung und der Integration in Ihre persönliche Arbeit als Führungskraft. Dies gelingt maßgeschneidert, da Sie durch die Potenzialanalyse konkrete Lernchancen ergreifen und ihren individuellen Entwicklungsweg im Coaching bestärkt setzen und gehen.