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Foto Gerd Altmann

Was ist der Purpose von Weih­nachten? 

Wer Neuwaldegg öfter liest, kennt mich als „die Purpose-Fink“. In meiner Arbeit, in meiner Forschung, in meinen Büchern beschäf­tigt mich, wie der Kern von Orga­ni­sa­tion (Wofür gibt es uns?) im Unter­nehmen wirksam wird. 
Oder um es hipper zu sagen: Wie funk­tio­niert eine purpose driven orga­niza­tion. Ich frage oft und viele nach dem Sinn und erlebe diese Ausein­an­der­set­zung als ziem­lich Sinn-voll. 

Ich erin­nere mich zum Beispiel an ein Gespräch vor drei Jahren, das ich mit einem Kunden geführt habe. 
Meine Frage war: Was ist eigent­lich der Purpose von Weih­nachten? Ihn habe ich das gefragt, weil er als Theo­loge und als Kollege in der Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­lung ein von mir sehr geschätzter Gesprächs­partner ist. Er schaut aus anderen Perspek­tiven auf diese Welt. 

Seine Antwort hat mich so berührt, dass ich sie aufge­schrieben habe. Seither schlum­mert sie in meiner Mailbox als Entwurf. Und heute Abend in der vierten Advents­woche ziehe ich sie heraus und versuche in meine laien­haften, konfes­si­ons­losen Worte zu bringen, was mich da so inspi­riert hat. 

Was ist also der Purpose von Weih­nachten?

„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schät­zung war die aller­erste und geschah zur Zeit, da Quiri­nius Statt­halter in Syrien war. …“ 

Wenn Sie an Heilig­abend mit Ihrer Familie oder Freunden und Freun­dinnen die Weih­nachts­ge­schichte lesen, dann lesen sie die Geschichte eines heiligen Tausches. Sie lesen von der Aufhe­bung eines Unter­schieds: Gott wird Mensch und dadurch wird der Mensch Gott. 

Es ist das Start­ereignis und die philo­so­phisch maximal denk­bare Vari­ante des Näher­kom­mens des tran­szen­denten Gött­li­chen und des Menschen. Hier entsteht der Kern des christ­li­chen Menschen­bildes: Das Gött­liche kann mir in jedem Menschen begegnen – weil Gott Mensch geworden ist. Daraus entsteht das Thema „Würde“. 

Der rote Faden dieser Erzäh­lung ist Einfach­heit: Maria und Josef sind Migrant:innen, sie kommen aus armen Verhält­nissen. Sie finden keinen guten Platz, sie werden von anderen woan­ders gesucht und hier nicht erwartet. 

Die Weis­heit der Weisen aus dem Morgen­land stammt nicht aus Biblio­theken oder Büchern: Sie sind weise, weil Sie das Große im Kleinen sehen. Sie können die Zeichen der Natur deuten und das Heil der Welt in einem Kind aus ärmli­chen Verhält­nissen sehen. 

Auch das Gött­liche entscheidet sich für die Einfach­heit, für die Probleme und das Leiden. Mit der Grund­ent­schei­dung, in Jesus Mensch zu werden, hat es sich für die mensch­liche Erfah­rung entschieden (anstatt nur für Eitel-Himmel-Sonnen­schein). 

Und was erzählt nun diese Geschichte am Weih­nachts­abend 2022?

Ich kann mich in jeder mensch­li­chen Bezie­hung auf die Suche nach dem tran­szen­dent Gött­li­chen machen – auch in mir selbst. Der Philo­soph Thomas von Aquin sprach von diesem heiligen Tausch – Du Gott wirst Mensch, damit der Mensch vergött­licht wird. Das heißt, der erste Weg kann immer bei mir und bei meinem Gegen­über beginnen. Der Reli­gi­ons­phi­lo­soph Martin Buber sagt es noch schöner: „Ich finde mein Ich im Du“. 

Das Initial­ereignis der Aufmerk­sam­keit ist also, was zwischen­mensch­lich kommu­ni­kativ geschieht. Die Ursprungs­er­eig­nisse sind nicht spek­ta­kulär – Jesus ist eben nicht in einem Königs­haus geboren, sondern ganz einfach im Stroh. Das Gött­liche ist also hier überall zu suchen und zu finden. 

Und wofür das Weih­nachts­fest?

Der Purpose von Weih­nachten ist die Aktua­li­sie­rung dieses Gedan­kens. Es geht nicht darum ein Jubi­läum zu feiern, sondern diese spek­ta­ku­läre Idee sickern zu lassen: Ich bin Göttin. Du bist Gott. 

Wo fällt mir heute die die Gött­lich­keit im Menschen auf? 
Wo erlebe ich Weise, die im Kleinen das Große sehen? 
Welcher Stern (Purpose) führt sie? 
Was lässt sie aufmerken, das Unspek­ta­ku­läre zu finden? 

Das Weih­nachts­fest erin­nert uns an die Wucht, die in diesem Gedanken liegt – dass ich sowohl in mir, als auch in der Begeg­nung mit anderen einer Sehn­sucht folge und meinem Purpose entgegen gehe. 

Danke, Martin!

Über die Autorin

Fran­ziska Fink ist syste­mi­sche Bera­terin & Coach, Purpose-Expertin, Buch-Autorin und Programm­lei­terin einiger Neuwald­egger Weiter­bil­dungs­for­mate (Purpose Driven Orga­niza­tions Work­shop, Coaching Campus und Virtual Archi­tects). Ihre Spezia­li­sie­rung ist das Thema Purpose in Orga­ni­sa­tionen. In ihrer lang­jäh­rigen Arbeit mit inter­na­tio­nalen Unter­nehmen, die sie durch Change- und Trans­for­ma­ti­ons­pro­zesse begleitet, hat sich das Thema Sinn als ein Hebel für zukunfts­fä­hige Orga­ni­sa­tion gezeigt. Seither arbeitet und forscht sie daran, wie Purpose für die Steue­rung genutzt werden kann und welchen Unter­schied er lang­fristig für Orga­ni­sa­tion und Mitar­bei­tende macht.

Play­book Purpose Driven Orga­niza­tions

Auf dieser Site finden Sie die wich­tigsten Aspekte, Take-aways und all die herr­li­chen Illus­tra­tionen unseres neuen Buches von Fran­ziska Fink und Michal Moeller. Außerdem gibt’s einen Link direkt zum Verlag Schäffer-Poeschel-Verlag, dort können Sie das Play­book gleich bestellen.

Purpose Driven Orga­niza­tions Work­shop

Wenn Purpose im Unter­nehmen gerade Ihr Thema ist und Sie den Austausch mit anderen Firmen auf diesem Weg suchen, dann sind Sie viel­leicht im Purpose Driven Orga­niza­tions Praxis­work­shop richtig. Hier entwi­ckeln Sie den maßge­schnei­derten Purpose-Weg für Ihr Unter­nehmen und vernetzen sich mit span­nenden Peers und Kompliz:innen aus Sinn-getrie­benen Unter­nehmen. 

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